Beethoven: Grosse Fuge arr. Meirion Bowen

Beethoven konzipierte seine Große Fuge als sechsten und letzten Satz seines 1825 entstandenen Streichquartetts in B-Dur op. 130. Aber Umfang, Dichte, rhythmische Zwanghaftigkeit und die geradezu gewaltsam anmutende Phrasierung dieses Finales überforderten sein erstes Publikum (und vermutlich auch die Ausführenden). Der Komponist wurde folglich von seinem Verleger N. Artaria überredet, die Fuge als Einzelwerk zu veröffentlichen; für das Quartett schrieb er ein Jahr später ein neues leichtgewichtigeres Finale. Selbst heute noch wird die Große Fuge für sehr anspruchsvoll gehalten, und zwar für die Interpreten ebenso wie für die Zuhörer.

Existierende Versuche, seine Strenge durch Transkribieren für Streichorchester zu mildern, lassen das Werk (meiner Ansicht nach) lediglich farblos klingen, besonders in Anbetracht des Könnens heutiger Streicher. Die vorliegende neue Fassung erstattet dem Stück das Element der Gefahr zurück und nutzt moderne Streichertechniken wie das sog “Bartók-Pizzikato”.

Der Einsatz eines Soloquartetts neben einem Streichorchester ermöglicht es auch, im Stück enthaltene strukturelle Kontraste wirkungsvoller hervorzuheben als im ursprünglichen Streichquartett oder in der Orchesterfassung. Die Ausdrucksextreme in Beethovens Partitur - von sanftester Intimität bis hin zu kollektiver Aggression - werden damit betont: Und individuelle Gesten werden durch das klangliche Äquivalent zu Laserstrahlen erhellt. Beethovens Noten wurden nicht geändert, doch habe ich den eher nüchternen Schluß des Komponisten „verstärkt“, um gewissermaßen einige Festtagsballons aufsteigen zu lassen.

© Meirion Bowen 1997

ORCHESTERBESETZUNG:


Solo-Streichquartett (zwei Violinen, Bratsche und Violoncello)
Streichorchester (ripieno):
4 Violinen I
4 Violinen II
4 Bratschen
3 Violoncelle
2 Kontrabässe
(ein Kontrabassist spielt zusätzlich die Klangstäbe)

Die Solisten (natürlich mit Ausnahme des Violoncellisten) sollten während des Vortrags stehen.

Achtung: Diese Fassung ist nicht für historisch getreue Streichinstrumente geeignet.

Eine Auftragsarbeit für das London Chamber Orchestra Uraufführung im Sheldonian Theatre, Oxford 31. März 1992

Dauer: ca. 15’

Orchestermaterial erhältich bei:


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